Neuer Markgebietsübergangspunkt geht in Betrieb

Gernsheim. Es gibt eine neue Klammer zwischen den Marktgebieten GASPOOL und NCG (Net Connect Germany): Nach gut eineinhalbjähriger Bautätigkeit ist der Netzkopplungspunkt Gernsheim in Betrieb genommen worden. Die erste Monatsauktion über die europäische Kapazitätsplattform PRISMA verlief am Montag (20. Januar) erfolgreich und gestern wurde die Day-Ahead-Auktion gestartet. Der neue Übergangspunkt erhöht die Transportkapazität zwischen den zwei Marktgebieten um 4,4 Gigawatt (GW) und trägt damit zur Diversifizierung des Gastransports in Europa bei.

Der neue Marktgebietsübergangspunkt verbindet die Ferngasleitungen MIDAL und MEGAL. Die MIDAL wird von dem Kasseler Ferngasnetzbetreiber GASCADE Gastransport betrieben, die MEGAL von der Mittel-Europäische Gasleitungsgesellschaft (MEGAL). Beide Unternehmen lieferten einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Projekts: Während die MEGAL im Auftrag von GRTgaz Deutschland einen gasbetriebenen Verdichter von 8 Megawatt (MW), eine neue Mess- und Druckregulierstation sowie ein Nebengebäude errichtete, baute GASCADE eine 16 Kilometer lange Leitung von der MIDAL-Absperrstation in Herchenrode (Kreis Darmstadt-Dieburg, Gemeinde Modautal) durch den Odenwald bis nach Gernsheim.

„Durch die neue Netzkopplung werden zusätzliche, marktgebietsüberschreitende Transporte in beide Richtungen möglich“, unterstreicht GASCADE-Geschäftsführer Christoph von dem Bussche die Bedeutung des neuen Punktes auf der deutschen Leitungslandkarte und erklärt: „Durch den Bau der Ostseepipeline Nord Stream sowie der Anbindungsleitungen NEL und OPAL haben sich die Transportwege verändert. Dem tragen wir Rechnung, um Süddeutschland sowie Westeuropa noch sicherer mit Erdgas zu versorgen.“

GASCADE hatte mit den Arbeiten im April 2013 begonnen und verbaute 1000 Rohre mit einem Durchmesser von 50 Zentimeter. Durch diese können jährlich bis zu 39 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Erdgas transportiert werden – eine Energiemenge, die bis zu 2,5 Millionen Einfamilienhäuser ein Jahr lang versorgen kann. Der Bau der Anschlussleitung ist für GASCADE Teil eines größeren Projekts, zu dem unter anderem die Erweiterung eines 90 Kilometer langen Stücks der MIDAL (MIDAL Süd Loop) sowie der Ausbau mehrerer Verdichterstationen gehören. Um die Kapazitäten des deutschen Erdgasnetzes entsprechend zu erweitern, nimmt GASCADE insgesamt rund 300 Millionen Euro in die Hand.

Die MEGAL-Verdichterstation in Gernsheim ist seit 2009 mit vier Gasturbinen-Kompressoren und einer Gesamtleistung von mehr als 50 MW in Betrieb. Bislang war Gernsheim nur innerhalb des Marktgebietes NCG ein bedeutender Punkt. „Durch die Ausnutzung von Synergien aus den bestehenden Anlagen schaffen wir mit diesem Projekt eine flexible und optimierte Lösung für unsere Transportkunden. Der neue Verbindungspunkt zwischen NCG und GASPOOL dient zur optimalen Nutzung des deutschen Exportpunktes Medelsheim an der MEGAL in Richtung Frankreich und trägt damit zur Diversifizierung des Gastransports in Europa bei“, erläutert Nicolas Delaporte, Geschäftsführer der GRTgaz Deutschland.